Ihr habt gerade erfahren, dass ihr ein Baby erwartet – ein Moment voller Freude und Vorfreude. Doch plötzlich tauchen Fragen auf, über die ihr vorher vielleicht nie nachgedacht habt: Wie steht es um unsere sexuelle Gesundheit? Sind wir beide wirklich gesund? Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Wissen und ein paar einfachen Schritten könnt ihr euch und euer Baby optimal schützen.

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Warum STI-Tests in der Schwangerschaft unverzichtbar sind

Viele Paare gehen davon aus, dass bei ihnen alles in Ordnung ist – besonders wenn sie schon länger zusammen sind. Doch sexuell übertragbare Infektionen (STI) verlaufen oft völlig symptomlos. Ein STI-Test wird empfohlen, wenn eine Schwangerschaft geplant ist, um unerkannte Infektionen auszuschließen. Was viele nicht wissen: Unbehandelte Infektionen können während der Schwangerschaft schwerwiegende Folgen haben.

Sexuell übertragbare Krankheiten können bei einer Schwangerschaft von der Mutter an den Fötus übertragen werden, was zu Fehlgeburten, Frühgeburten und sogar zum Tod des Neugeborenen führen kann. Das klingt beängstigend – aber genau deshalb ist Vorsorge so wichtig. Die gute Nachricht: Die meisten STI sind gut behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.

Welche Tests gehören zur Schwangerenvorsorge?

In der Schweiz gehören bestimmte STI-Tests zur standardmässigen Schwangerenvorsorge. Dazu zählen:

  • HIV-Test: Wird routinemässig angeboten, um eine Übertragung auf das Baby zu verhindern
  • Syphilis-Test: Die Untersuchung auf Syphilis ist Teil der Schwangerenvorsorge, da diese Infektion besonders gefährlich für das ungeborene Kind sein kann
  • Hepatitis B: Screening zum Schutz des Neugeborenen
  • Chlamydien: Oft auf Anfrage oder bei Risikofaktoren

Sprecht mit eurer Ärztin oder eurem Arzt darüber, welche Tests für euch sinnvoll sind. Manche Infektionen können auch später in der Schwangerschaft noch auftreten, besonders wenn neue Partner ins Spiel kommen oder Unsicherheiten bestehen.

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Kondome und Safer Sex: Schutz auch während der Schwangerschaft

Viele Paare fragen sich: Brauchen wir jetzt noch Kondome? Die Antwort hängt von eurer individuellen Situation ab. Bei unklarem Infektionsstatus ist Kondomnutzung während der gesamten Schwangerschaft die sicherste Option. Das gilt besonders, wenn:

  • Ihr beide noch keine aktuellen STI-Tests gemacht habt
  • Einer von euch wechselnde oder neue Sexualpartner hatte
  • Unsicherheit über den Gesundheitsstatus besteht
  • Ein Partner positiv auf eine behandelbare STI getestet wurde (bis zur erfolgreichen Behandlung)

Kondome schützen nicht nur vor neuen Infektionen, sondern auch vor einer Reinfektion. Wenn beispielsweise einer von euch wegen Chlamydien behandelt wurde, kann ungeschützter Sex die Infektion wieder übertragen – ein Ping-Pong-Effekt, den ihr vermeiden solltet.

Praktische Tipps für Safer Sex in der Schwangerschaft

  • Verwendet Kondome konsequent bei vaginalem und analem Verkehr
  • Achtet auf das Haltbarkeitsdatum und die richtige Lagerung
  • Nutzt wasserbasierte Gleitmittel (nicht ölbasiert, da dies Latex beschädigen kann)
  • Wechselt das Kondom, wenn ihr von anal zu vaginal wechselt
  • Sprecht offen mit eurem Partner über eure Bedürfnisse und Bedenken
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Oralsex in der Schwangerschaft: Was ihr wissen solltet

Oralsex gilt generell als sicher während der Schwangerschaft, doch es gibt einige wichtige Vorsichtsmassnahmen. Das grösste Risiko besteht darin, dass auch durch Oralsex STI übertragen werden können – darunter Herpes, Gonorrhoe, Chlamydien und Syphilis.

Risiken und wie ihr sie minimiert

Herpes simplex: Lippenherpes (HSV-1) kann auf die Genitalien übertragen werden und umgekehrt. Vermeidet Oralsex komplett, wenn einer von euch aktive Herpesläsionen hat – egal ob am Mund oder im Genitalbereich. Eine genitale Herpesinfektion kurz vor der Geburt kann für das Baby gefährlich werden.

Andere STI: Gonorrhoe und Chlamydien können durch Oralsex übertragen werden, oft ohne dass ihr es merkt. Auch hier bieten Kondome oder Lecktücher (Dental Dams) Schutz.

Wichtige Vorsichtsmassnahme: Beim Cunnilingus sollte niemals Luft in die Vagina geblasen werden. In extrem seltenen Fällen kann dies zu einer Luftembolie führen – einer potenziell lebensbedrohlichen Komplikation.

  • Verwendet Kondome beim Fellatio
  • Nutzt Lecktücher oder aufgeschnittene Kondome beim Cunnilingus
  • Vermeidet Oralsex bei sichtbaren Wunden, Ausschlägen oder Läsionen
  • Achtet auf gute Mundhygiene (aber putzt die Zähne nicht unmittelbar vorher, um Zahnfleischbluten zu vermeiden)
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Das Gespräch mit eurem Arzt: Offen und ohne Scham

Viele Paare fühlen sich unwohl, wenn es um Gespräche über sexuelle Gesundheit geht – besonders mit dem Arzt. Doch genau diese Offenheit kann entscheidend sein für eure Gesundheit und die eures Babys. Ärzte sind darin geschult, diese Gespräche professionell und wertfrei zu führen.

So bereitet ihr euch auf das Gespräch vor

Macht euch vor dem Termin Notizen zu folgenden Punkten:

  • Eure sexuelle Vorgeschichte (frühere Partner, bekannte Infektionen)
  • Aktuelle Symptome, auch wenn sie euch unwichtig erscheinen (Juckreiz, ungewöhnlicher Ausfluss, Brennen)
  • Fragen zu spezifischen Tests oder Bedenken
  • Informationen über den Partner (wurde er getestet? Gibt es Risikofaktoren?)

Ihr könnt auch bitten, dass euer Partner beim Gespräch dabei ist. Viele Ärzte begrüssen es, wenn beide Partner informiert und involviert sind. Falls ihr euch bei eurem aktuellen Arzt unwohl fühlt, ist es völlig in Ordnung, eine zweite Meinung einzuholen oder die Praxis zu wechseln.

Wichtige Fragen, die ihr stellen solltet

  • Welche STI-Tests empfehlen Sie in meinem Fall?
  • Wann sollten diese Tests durchgeführt werden?
  • Was passiert, wenn ein Test positiv ausfällt?
  • Wie können wir uns während der Schwangerschaft am besten schützen?
  • Gibt es Symptome, auf die wir besonders achten sollten?
  • Sollte mein Partner auch getestet werden?
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Langfristige sexuelle Gesundheit: Ein Geschenk für eure Familie

Sexuelle Gesundheit endet nicht mit der Geburt eures Babys. Die Gewohnheiten, die ihr jetzt etabliert – offene Kommunikation, regelmässige Check-ups, Safer-Sex-Praktiken – werden euch auch nach der Schwangerschaft guttun.

Praktische Schritte für eure sexuelle Gesundheit

  • Regelmässige Tests: Auch nach der Geburt solltet ihr beide regelmässig getestet werden, besonders wenn neue Risikofaktoren auftreten
  • Offene Kommunikation: Sprecht miteinander über Bedenken, Veränderungen und Bedürfnisse – auch wenn es anfangs unangenehm ist
  • Gemeinsame Verantwortung: Sexuelle Gesundheit ist keine Einzelaufgabe, sondern etwas, wofür ihr beide verantwortlich seid
  • Informiert bleiben: Neue Forschung und Empfehlungen entwickeln sich ständig weiter
  • Ganzheitliche Gesundheit: Sexuelle Gesundheit ist Teil eurer allgemeinen Gesundheit – Ernährung, Bewegung, Stressmanagement spielen alle eine Rolle

Denkt daran: Ihr schafft gerade nicht nur ein neues Leben, sondern auch die Grundlage für eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung. Die Investition in eure sexuelle Gesundheit ist eine Investition in eure gemeinsame Zukunft als Familie.

Ihr seid nicht allein auf diesem Weg. Millionen von Paaren gehen durch dieselben Fragen und Unsicherheiten. Mit den richtigen Informationen, einem offenen Herzen und der Bereitschaft, für eure Gesundheit einzustehen, könnt ihr diese besondere Zeit sicher und erfüllt geniessen. Euer Baby wird in eine Welt geboren, in der Gesundheit, Offenheit und gegenseitige Fürsorge selbstverständlich sind – und das ist das schönste Geschenk, das ihr ihm machen könnt.